Lupus & Immunsystem
Der systemische Lupus erythematodes (SLE) ist eine Autoimmunerkrankung, bei der sich die Immunabwehr fälschlicherweise auch gegen den eigenen Körper richtet. Um diese Fehlregulation wieder zu normalisieren, kann man mit Medikamenten an unterschiedlichen Stellen in dieses Abwehrsystem eingreifen. Viele dieser Medikamente beeinträchtigen – zum Teil gezielt – das Immunsystem und auch der Lupus selbst schwächt es. Dadurch sind Lupus-Betroffene je nach Medikament, Krankheitsaktivität, Alter und Vorerkrankung anfälliger für Infektionen. Um Infekte zu vermeiden, spielen Impfungen für Menschen mit Lupus eine umso größere Rolle.
Was das Immunsystem leistet1
Das Immunsystem des Menschen stellt die körpereigene Abwehr gegen Eindringlinge wie Krankheitserreger, Mikroorganismen (Bakterien, Viren, Pilze oder Parasiten) und fremde Substanzen. Es kann fehlerhafte körpereigene Zellen zerstören und spielt eine zentrale Rolle beim Abbau alter Zellen und bei der Wundheilung.
Das Immunsystem ist hochkomplex und seine Funktionen sind noch nicht vollständig wissenschaftlich entschlüsselt. Im Optimalfall liefert es ein perfektes Zusammenspiel, das uns schützt. Das beginnt schon bei den ersten Barrieren der körpereigenen Abwehr, die versuchen zu verhindern, dass Erreger überhaupt in den Körper eindringen: Dazu gehören die Haut, Schleimhäute, die Atemwege, der Darm und die von ihnen produzierten Sekrete und Reflexe, wie zum Beispiel das Niesen. Sind doch krankmachende Eindringlinge in den Körper gelangt, kommen die „inneren Teile“ des Immunsystems zum Einsatz. Das System lernt ständig dazu. So weit, so gut. Jedoch kann es sich – wie beim SLE – auch gegen den eigenen Körper wenden.
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Einfluss des Immunsystems, warum Frauen häufiger von Lupus betroffen sein können
Einige Gene für Faktoren des Immunsystems liegen auf dem X-Chromosom, das bei Frauen doppelt vorhanden ist. Dies kann dazu beitragen, dass manche Krankheiten des Immunsystems – Autoimmunerkrankungen – häufiger bei Frauen auftreten. Dazu zählen neben dem SLE diverse weitere Erkrankungen wie zum Beispiel die Multiple Sklerose.
Was das Immunsystem schwächen kann
Im hohen Alter nimmt die Funktion des Immunsystems ab. Daneben gibt es eine Reihe weiterer Faktoren, die einen negativen Einfluss auf das Immunsystem haben können, darunter Schlafmangel, ungesunde Ernährung, chronischer Stress, Angst, zu häufige körperlich erschöpfende Belastungen, Langzeiteinfluss von Genussgiften wie Nikotin und Alkohol, Umweltgifte und eine Reihe von Medikamenten.
Was Autoimmunerkrankungen charakterisiert
Eine Autoimmunerkrankung ist eine Erkrankung, bei der die Funktion des Immunsystems gestört ist. Es toleriert Stoffe des eigenen Körpers nicht mehr und bildet Antikörper, um sie zu eliminieren. Diese so genannten Autoantikörper richten sich also gegen Bestandteile des eigenen Körpers und wehren sie ab – ganz ähnlich zu den sonstigen Abwehrreaktionen, z. B. gegen Krankheitserreger.
Etwa 5 % der Bevölkerung westlicher Länder leiden an einer Autoimmunerkrankung, Die häufigsten von ihnen sind die Schuppenflechte (Psoriasis), die rheumatoide Arthritis und verschiedene Erkrankungen der Schilddrüse.
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Diagnose fürs Leben
Autoimmunkrankheiten bleiben lebenslang bestehen und können derzeit nicht geheilt werden. Der Verlauf der Erkrankung ist individuell sehr unterschiedlich. Ziel einer Behandlung ist es, Organschäden zu verhindern und Symptome zu lindern, um so den Betroffenen ein möglichst beschwerdefreies Leben zu ermöglichen.
Immungerichtete Medikamente3
Zur Behandlung des überaktiven Immunsystems bei Autoimmunkrankheiten wie dem Lupus werden meist Medikamente eingesetzt, die das Immunsystem beeinflussen. Dazu gehören vor allem die Immunsuppressiva (die, wie der Name sagt, eine Immunreaktion unterdrücken), Kortison-Präparate und die Biologika. Sie sollen die Lupus-Aktivität über ganz unterschiedliche Wirkansätze beruhigen. Gleichzeitig können sie oft das Immunsystem schwächen und die Patient*innen anfälliger für Infektionen machen. Wie stark dieser Effekt ist, hängt vom Präparat, seiner Dosis, der Therapie-Kombination und der Gesamtsituation der Betroffenen ab.
Was es bedeutet, eine Immunschwäche zu haben4
Eine Autoimmunerkrankung geht oft mit einem „geschwächten“ Immunsystem einher, auch wenn das paradox klingt. Die Überfunktion der fehlerhaften Immunreaktion führt dazu, dass die normalen gewünschten Abwehrreaktionen gegen Krankheitserreger nicht mehr voll erfüllt werden können. Menschen mit einer Immunschwäche sind daher anfälliger für Krankheitserreger, die normalerweise harmlos sind. Ihr Immunsystem kann Erreger nicht mehr so gut abwehren. Deshalb ist es wichtig, die Krankheit so gut wie möglich zu beruhigen und dann die Medikamente auf eine möglichst milde Dauertherapie umzustellen.
Prävention bei Infektanfälligkeit besonders wichtig
Die Anfälligkeit von Lupus-Betroffenen für Infektionen stellt eines der großen Risiken dar, das immer im Auge behalten werden muss. Von der konsequenten Lupus-Therapie über Hygienemaßnahmen bis zum vollständigen Impfstatus mit allen empfohlenen Impfungen reichen die Ansatzpunkte, um das Infektionsrisiko zu senken und die Immunschwäche zu minimieren.
Jede Infektion birgt ein Risiko
Infektionen sind bei Menschen mit Lupus eine häufige Komplikation und oft auch die Ursache für Krankenhaus-Aufenthalte. Lupus-Betroffene können Infektionen auf harmlose Keime entwickeln und deutlich schwerere Infektionen bekommen, die sogar tödlich verlaufen können. Die behandelnden Ärzt*innen achten deshalb besonders aufmerksam auf mögliche Infektionen und informieren die Patient*innen, welche Zeichen sie im Auge behalten und wann sie sich melden müssen.
Maßnahmen, um das Infektions-Risiko zu senken:
Infektionen am besten von vornherein vermeiden
Im Idealfall sollten Infektionen gar nicht erst auftreten. Ist es dafür zu spät, müssen sie so früh wie möglich entdeckt und angemessen behandelt werden. Achte auf Anzeichen und sprich lieber einmal mehr mit deiner Ärzt*in.
NP-DE-LPU-WCNT-220012, Nov22
Die LupusCheck-Expert*innen
Dr. med. Johanna Mucke
Oberärztin,
Universitätsklinikum Düsseldorf
PD Dr. med. Johannes Knitza
Oberarzt,
Universitätsklinikum Gießen & Marburg
Dr. Carolin Tillmann
Institut für Erziehungswissenschaft
Arbeitsbereich Sozial- und
Rehabilitationspädagogik,
Philipps-Universität Marburg
PD Dr. med. Martin Krusche
Oberarzt,
Universitätsklinikum
Hamburg-Eppendorf
Prof. Dr. med. Julia Weinmann-Menke
Leiterin des Schwerpunkts Nephrologie
und Nierentransplantation,
Johannes Gutenberg-Universität Mainz