Mit Lupus assoziierte Krankheiten

Auch wenn der Lupus eine völlig eigenständige Erkrankung ist, kommt es gar nicht so selten vor, dass man nicht nur den Lupus, sondern auch weitere chronische Erkrankungen hat. Es gibt ganz verschiedene Kombinationen mit anderen (Autoimmun-)Krankheiten. Fachleute verwenden den Begriff „assoziiert“ (= verbunden). Die Symptome und Beschwerden dieser Mischformen können extrem unterschiedlich sein – wie beim Lupus ja auch. So individuell wie das Krankheitsbild ist die jeweilige Therapie. Daher geben wir hier zumindest einen Einblick ins Thema. Falls du betroffen bist, ist es sehr wichtig, dass du gemeinsam mit deiner Ärzt*in an einem für dich maßgeschneiderten therapeutischen Konzept arbeitest.

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Da die gesamte Thematik der Überlappung des Lupus mit anderen Krankheiten sehr komplex und individuell ist, können wir hier für dich nicht jede denkbare Situation abbilden, sondern nur einen ersten Überblick geben.

Der Lupus ist eine sogenannte Kollagenose, eine Erkrankung des Bindegewebes. Er kann zusammen mit Symptomen anderer Kollagenosen, wie zum Beispiel der Sklerodermie, vorkommen – man nennt das dann eine Mischkollagenose. Es kommt auch vor, dass jemand nicht nur eine, sondern gleich mehrere ganz unterschiedliche Autoimmunerkrankungen hat, also z. B. den Lupus und eine Autoimmunerkrankung der Schilddrüse. Auch ein Zusammentreffen mit dem so genannten Fibromyalgiesyndrom ist nicht selten. Wir schauen uns diese drei Formen von Krankheitskombinationen an.

Zwei Ärztinnen und ein Arzt schauen auf ein Klemmbrett

 1. Mischkollagenose

Sie wird manchmal auch „Sharp-Syndrom“ (Greg Sharp hat die Krankheit zum allerersten Mal beschrieben), „Overlap-Syndrom“ oder englisch „mixed connective tissue disease“ (MCTD) genannt. Von einer Mischkollagenose spricht man, wenn eine Krankheitsform vorliegt, bei der sich die Symptome mehrere rheumatischer Erkrankungen überlappen. Zu diesen Erkrankungen gehören neben dem Lupus auch die systemische Sklerose, die Polymyositis und die rheumatoide Arthritis

Wer kann wie betroffen sein?

Wie beim Lupus sind deutlich mehr Frauen betroffen, die oft im dritten Jahrzehnt ihres Lebens erkranken. Auch hier wird davon ausgegangen, dass eine genetische Neigung („Prädisposition“) besteht und andere Faktoren das Immunsystem letztlich aus dem Gleichgewicht bringen und zum Ausbruch der Symptome führen. 

Vielfältige Beschwerden bei Mischkollagenosen möglich

Die Beschwerden entwickeln sich oft langsam über Monate oder sogar Jahre und sind nicht alle gleichzeitig vorhanden. Es kann eine fast beliebige Mischung der Symptome den einzelnen genannten Krankheiten sein. Hier ein Überblick:

Wie eine Diagnose möglich sein kann

Da eine Mischkollagenose noch viel seltener ist als der Lupus, und auch die einzelnen Symptome nicht wegweisend sind, ist die Diagnose nicht so einfach zu stellen. Die Konstellation der häufigeren Symptome kann trotzdem in die Richtung einer Mischkollagenose weisen und dann helfen auch Laborwerte weiter – z. B. die Entzündungszeichen im Blut oder auch spezielle Antikörper, zum Beispiel die „Anti-U1-snRNP-Antikörper“, die allerdings auch bei Gesunden vorkommen.

Ein Mann gibt blaue Flüssigkeit in Reagenzgläser

Wo kann eine Therapie ansetzen?

Die Therapie richtet sich nach den bestehenden Symptomen und den Organbeteiligungen. Zum Einsatz kommen neben Kortison auch entzündungshemmende Schmerzmittel (NSAR = nichtkortisonhaltige Antirheumatika), Antimalariamittel (wie beim Lupus) und unterschiedliche Immunsuppressiva. Für Patient*innen mit Raynaud-Syndrom sind die Maßnahmen hier beschrieben. Weitere unterschiedliche Medikamente werden nach Symptomatik gegeben.

Wie sich Mischkollagenosen entwickeln können

Der Krankheitsverlauf ist ganz unterschiedlich. Bei einem Drittel der Patient*innen treten später allenfalls geringe Beschwerden auf, ein weiteres Drittel hat einen Verlauf mit weiteren Krankheitsschüben und beim letzten Drittel kommt es zu fortschreitenden Veränderungen. Bei vielen Patient*innen kristallisiert sich im Laufe der Jahre doch eine klare Einzel-Diagnose heraus – wie zum Beispiel ein Lupus.

 

2. Lupus zusammen mit weiteren Autoimmunerkrankungen

Es kann vorkommen, dass der Lupus nicht die einzige Autoimmunerkrankung einer Patient*in ist. Man geht davon aus, dass die Krankheiten dann eine gemeinsame genetische Konstellation haben – also eine genetische Veranlagung, die das Auftreten der Erkrankungen begünstigt.

Mikroskop
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Relativ häufig – bei etwa einem Drittel der Menschen mit Lupus – besteht neben dem Lupus auch noch ein so genanntes Antiphospholipidsyndrom (APS), das mit Blutgerinnseln, Thrombosen und Schwangerschafts-Komplikationen assoziiert ist. Zum APS findest du mehr hier.

Häufigere mit Lupus assoziierte Autoimmunerkrankungen

Vielleicht hast du von einer der nun folgenden Autoimmunerkrankungen schon einmal gehört. Auch sie können mit dem Lupus verbunden auftreten:

  • Sjögren-Syndrom

    Das Sjögren-Syndrom ist eine chronisch-entzündliche rheumatische Erkrankung (Kollagenose), die zuerst vor allem die Speichel- und Tränendrüsen betrifft und dort über Entzündungsreaktionen die Produktion von Flüssigkeiten hemmt. Das führt zu einem trockenen Mund und trockenen Augen mit der häufigen Folge von Bindehautentzündungen. Es können auch andere Schleimhäute (z. B. in der Scheide) betroffen sein, und die Krankheit kann Auswirkungen auf den gesamten Organismus haben.

  • Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse

    Hier richten sich die gebildeten Antikörper gegen Zellen der Schilddrüse, was durch die reduzierte Produktion der Schilddrüsen-Hormone zu einer Unterfunktion führen kann. Andere Antikörper können wiederum mit einer Schilddrüsen-Überfunktion einhergehen. Du siehst an diesem Beispiel, dass die Symptome wirklich schwer zu deuten sind, um zu einer Diagnose zu kommen.

  • Zöliakie

    Dies ist eine chronische Autoimmunerkrankung, die vor allem den Dünndarm betrifft und dort Entzündungen auslöst und so die Nährstoffaufnahme beeinträchtigt. Auslöser ist das Gluten, das in vielen Getreidesorten vorkommt.

  • Myasthenia gravis

    Diese neurologische Erkrankung mit gestörter Signalübertragung zwischen den Nerven und Muskeln führt zu einer schnell ermüdenden Muskulatur.

Es gibt diverse weitere seltenere Autoimmunerkrankungen, die Menschen mit Lupus betreffen können. Du musst wissen – und das gilt für alle mit Lupus assoziierten Krankheiten:

  • Sie treten oft eher früh nach der Lupus-Diagnose auf.
  • Aber ein klares Zeitfenster gibt es dafür nicht.
  • Und es kann viele Jahre nach der Lupus-Erstdiagnose zu einer zweiten Autoimmunerkrankung kommen. 
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Wichtig ist, mit den Ärzt*innen im Gespräch zu bleiben und über alle Symptome zu berichten. Das ist der erste Schritt, um mögliche weitere Autoimmunerkrankungen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.

Dass die Therapie so unterschiedlich und individuell wie die vorliegenden Erkrankungen ist, versteht sich von selbst. Hier musst du zusammen mit deiner Ärzt*in das für dich optimale Therapiekonzept finden.

Fünf Ärzt:innen diskutieren an einem Tisch

3. Fibromyalgiesyndrom

Die Fibromyalgie ist eine chronische Schmerzerkrankung, die wesentlich häufiger Frauen betrifft (ca. im Verhältnis 7:1 Frauen zu Männer) und sich über eine lange Zeit entwickelt. Die langanhaltenden Schmerzen betreffen fast immer die Wirbelsäule, von wo sie sich oft über Arme und Beine ausbreiten. Dabei sind nie die Gelenke selbst betroffen, aber häufig die gelenknahen Bereiche. Schlafstörungen, Konzentrationsstörungen, Erschöpfung und seelische Beschwerden können die Folge sein. Es kann aber auch zu ganz unterschiedlichen weiteren Beschwerden kommen, wie Magen-Darm-Symptome, Gefühlsstörungen oder Gedächtnisstörungen.

Ursachen nicht genau bekannt

Auch wenn noch nicht ganz klar ist, woher die Fibromyalgie kommt, so konnten einige Risikofaktoren identifiziert werden. Zu ihnen gehören neben mangelnder Bewegung, Rauchen und Übergewicht auch Stress und andere psychische Belastungen.

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Für dich als Lupus-Betroffene*r relevant: Auch chronisch-entzündlich rheumatische Erkrankungen, wie der Lupus, sind ein Risikofaktor für ein Fibromyalgiesyndrom – es ist leider keine Seltenheit, dass es zusammen mit einem Lupus vorkommt.

Als mögliche Ursache für ein Fibromyalgiesyndrom wird zum Beispiel in der Fachwelt diskutiert, dass eine funktionelle Störung der Schmerzverarbeitung im Gehirn vorliegt, die dazu führt, dass die Schmerzhemmung reduziert und die Schmerzempfindlichkeit dadurch erhöht ist. Menschen mit Fibromyalgiesyndrom haben nachweislich eine niedrigere Schmerzschwelle und erleben Reize, die normalerweise nicht schmerzhaft sind, als Schmerzen.

Fibromyalgiesyndrom-Diagnose und -Behandlung herausfordernd

Die Diagnosestellung ist schwierig und zeitraubend. Laborwerte können höchstens andere Krankheiten ausschließen, aber keine Fibromyalgie selbst nachweisen. Die Therapie muss auf die einzelne Patient*in zugeschnitten werden, und die Ärzt*in kann sich dabei an einer medizinischen Leitlinie für dieses Krankheitsbild orientieren. Eine zentrale Rolle spielen dabei die nicht-medikamentösen Maßnahmen, wie Ausdauertraining und eine begleitende Psychotherapie. Medikamente werden zeitlich begrenzt zur Unterstützung gegeben.

Sehr umfassende Informationen und Ratgeber inklusive der Patienten-Fassung der Leitlinie zur Fibromyalgie bekommst du 

  • bei der Rheumaliga hier.
  • bei der Deutschen Schmerzgesellschaft hier.
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Es kann mehr als „nur“ Lupus sein.
Du hast dich wahrscheinlich auf dein Leben mit deinem ganz eigenen Lupus konzentriert – höre dennoch aufmerksam auf deinen Körper, ob du nicht vielleicht eine assoziierte Krankheit entwickelt hast. Sprich mal mit deiner Ärzt*in darüber. 

 

NP-DE-LPU-WCNT-250042, Mai 25

Die LupusCheck-Expert*innen

Das LupusCheck Expertenteam

Dr. med. Johanna Mucke
Oberärztin,
Rheumazentrum Ruhrgebiet, Herne

Das LupusCheck Expertenteam

PD Dr. med. Johannes Knitza
Oberarzt,
Universitätsklinikum Gießen & Marburg

Das LupusCheck Expertenteam

Dr. Carolin Tillmann
Institut für Erziehungswissenschaft
Arbeitsbereich Sozial- und
Rehabilitationspädagogik,
Philipps-Universität Marburg

Das LupusCheck Expertenteam

PD Dr. med. Martin Krusche
Oberarzt,
Universitätsklinikum 
Hamburg-Eppendorf
 

Das LupusCheck Expertenteam

Prof. Dr. med. Julia Weinmann-Menke
Leiterin des Schwerpunkts Nephrologie
und Nierentransplantation,
Johannes Gutenberg-Universität Mainz