NPSLE – Wenn der Lupus das Nervensystem betrifft

Lupus kann viele Bereiche des Körpers beeinflussen: Haut und Haar, Muskeln und Gelenke oder auch Lunge und Niere. Manchmal wirkt sich die Erkrankung auch auf das Nervensystem aus. Wenn das passiert, sprechen Ärztinnen und Ärzte von einem neuropsychiatrischen systemischen Lupus erythematodes, kurz NPSLE.

Lupus Icon Symptome

Wenn der Lupus das Nervensystem angreift, kann das viele Fragen und Sorgen auslösen. Manche Betroffene haben Kopfschmerzen, Konzentrationsprobleme oder auch kognitive Beeinträchtigungen. Aber auch Krampfanfälle, Psychosen und Sehstörungen können auftreten. Bitte besprich alle neuen oder ungewöhnlichen Symptome immer mit deinem Arzt oder deiner Ärztin. Mit einer frühzeitigen Diagnose, einer individuell zugeschnittenen Therapie und der richtigen Unterstützung kann sich der Zustand oft deutlich verbessern. Viele Betroffene lernen, mit den Symptomen umzugehen und wieder Vertrauen in ihren Körper zu entwickeln. 

Was bedeutet NPSLE?

NPSLE steht für neuropsychiatrischen systemischen Lupus erythematodes. Damit sind Manifestationen bzw. Auswirkungen des systemischen Lupus erythematodes (SLE) auf das Nervensystem gemeint. 

Grafische Darstellung eines Nervensystems

Unser Nervensystem ist sehr komplex und steuert nahezu alle Vorgänge im Körper: vom bewussten Denken bis hin zu automatischen Abläufen, die wir gar nicht wahrnehmen. Ärztinnen und Ärzte unterscheiden dabei drei Bereiche:

Zentrales Nervensystem (ZNS): Das zentrale Nervensystem besteht aus Gehirn und Rückenmark und ist die Steuerzentrale des Körpers, die Informationen aus dem Körper empfängt, verarbeitet und an die entsprechenden Stellen weiterleitet. Gehirn und Rückenmark reagieren sehr empfindlich auf Entzündungen. Deshalb ist es wichtig, Veränderungen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln, um mögliche Folgen zu vermeiden.

Peripheres Nervensystem (PNS): Das periphere Nervensystem umfasst alle Nerven, die außerhalb des Gehirns und Rückenmarks liegen (z. B. in Armen und Beinen).

Autonomes Nervensystem (ANS): Das autonome Nervensystem steuert unbewusste und lebenswichtige Körperfunktionen wie den Herzschlag, den Blutdruck, die Blasentätigkeit oder auch die Verdauung, also alles, was wir nicht bewusst durch den Willen beeinflussen können. 

Wenn z. B. Probleme mit der Blase auftreten, denken die wenigsten daran, dass das Nervensystem betroffen ist. Oft geht man zunächst zu einer Urologin oder einem Urologen. Manchmal stellt sich jedoch heraus, dass die Ursache im Nervensystem liegt.
Bis die richtige Fachärztin oder der richtige Facharzt gefunden ist, kann es daher manchmal etwas länger dauern.

Wie häufig ist NPSLE?

Bild Dr. Torsten Witte

Etwa die Hälfte aller Lupus-Betroffenen entwickelt im Verlauf der Erkrankung neuro-psychiatrische Symptome, meist in leichterer Form. „Schwerere Manifestationen – etwa Krampfanfälle, Schlaganfälle oder Entzündungen des Rückenmarks – treten seltener auf (rund 10 %)“, so Prof. Dr. Torsten Witte, Klinik für Rheumatologie und Immunologie, Medizinische Hochschule Hannover (MHH).

Warum die Diagnose so schwierig ist

Lupuscheck Icon Lupe

Der NPSLE ist sehr schwer zu diagnostizieren und wird deshalb oft nicht erkannt. Viele Lupus-Betroffene kennen das nur zu gut: Der Weg zur richtigen Diagnose kann lang und zermürbend sein. Man geht von Ärzt*in zu Ärzt*in, manchmal über Jahre, und sucht nach einer Erklärung für all die Symptome. Kopfschmerzen, Schwindel oder Missempfindungen – all das kann so vieles bedeuten und viele Ursachen haben. Umso wichtiger ist es, aufmerksam zu bleiben und im Gespräch mit der Ärztin oder dem Arzt offen anzusprechen, wenn sich etwas im Körper verändert oder nicht richtig anfühlt. 

Wichtig zu wissen ist auch: Nicht alle neurologischen Beschwerden stehen automatisch im Zusammenhang mit Lupus. Symptome wie Kopfschmerzen, Schwindel, Kribbeln, Depressionen oder kognitive Störungen können beispielsweise auch durch Infektionen, Bluthochdruck oder Nierenerkrankungen verursacht werden oder als Nebenwirkung bestimmter Medikamente auftreten. Darum ist eine gute Zusammenarbeit mit Neurolog*innen und Rheumatolog*innen notwendig, um herauszufinden, was hinter den Beschwerden steckt, und die bestmögliche Behandlung zu finden. 

 

Das Akronym VITAMINS

Im Klinikalltag orientieren sich Ärztinnen und Ärzte häufig an dem Merkwort „VITAMINS“. 

Dieses Vorgehen hilft ihnen dabei, verschiedene mögliche Ursachen für neurologische oder psychische Symptome systematisch zu überprüfen und gegebenenfalls auszuschließen. Wenn keine andere Erklärung gefunden wird, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass der Lupus das Nervensystem betrifft – also ein NPSLE vorliegt.

Jeder Buchstabe steht für eine mögliche Ursache:

V = vaskulär (Durchblutungsstörungen oder Gefäßentzündungen)

I = infektiös (Infektionen des Gehirns oder Nervensystems)

T = traumatisch (Folge von Verletzungen)

A = autoimmun (Autoimmunerkrankungen wie der systemische Lupus erythematodes)

M = metabolisch (Stoffwechselstörungen, z. B. bei Diabetes oder Niereninsuffizienz)

I = iatrogen (Nebenwirkungen von Medikamenten oder Behandlungen)

N = neoplastisch (Tumorerkrankungen)

S = strukturell (Veränderungen im Gehirn oder Rückenmark)

Icon Lupuscheck Glühbirne

Das Merkwort VITAMINS zeigt: Nicht alles, was bei Lupus passiert, ist auch durch Lupus verursacht. Und genau das ist entscheidend für die richtige Therapie. Denn die Ursache der Beschwerden bestimmt, welche Behandlung wirklich hilft.

Symptome und Warnsignale

Wenn der Lupus das Nervensystem angreift, kann sich das auf ganz unterschiedliche Weise bemerkbar machen. Je nachdem, welcher Teil des Nervensystems betroffen ist, können verschiedene Beschwerden auftreten. Manche betreffen die Konzentration oder die Stimmung, andere äußern sich körperlich, etwa durch Kopfschmerzen, Taubheitsgefühle oder sogar Krampfanfälle.

Bild Frau mit schmerzender Hand
Bild Frau mit schmerzendem Kopf
Frau mit Schwindelbeschwerden

Hier findest du einen Überblick über häufige Symptome und Warnsignale, die auftreten können:

  • Kopfschmerzen, Schwindel und Konzentrationsprobleme

    Kopfschmerzen, Schwindel oder Konzentrationsstörungen können auftreten, wenn das Nervensystem durch Lupus beeinflusst wird. Wichtig: Wenn Kopfschmerzen etc. plötzlich neu auftreten, sich deutlich verändern oder ungewöhnlich stark sind, sollte das immer ärztlich abgeklärt werden.

  • Krampfanfälle (Epilepsie)

    Wenn bestimmte Bereiche des Gehirns, insbesondere die Großhirnrinde, vom Lupus betroffen sind, kann es zu epileptischen Anfällen kommen. Diese äußern sich durch unkontrollierbare Muskelzuckungen, manchmal auch mit Bewusstseinsverlust. Solche Anfälle können beängstigend sein, sind aber in der Regel gut behandelbar.

  • Schlaganfall und Durchblutungsstörungen

    In seltenen Fällen kann Lupus zu Durchblutungsstörungen im Gehirn oder sogar zu einem Schlaganfall führen. Mögliche Warnzeichen sind z. B. plötzliche Lähmungen, Sprachstörungen oder Sehstörungen.

  • Entzündungen im Rückenmark

    Wenn das Rückenmark entzündet ist, kann das dazu führen, dass Bewegungen schwerfallen, Arme und Beine kribbeln oder sich taub oder kraftlos anfühlen und Lähmungen auftreten. Manchmal sind auch Blasen- oder Darmprobleme wie Harnverhalt oder Inkontinenz möglich.

  • Kognitive Veränderungen

    Unter Kognition versteht man die Fähigkeit zu denken, zu planen, sich zu erinnern und aufmerksam zu sein. Manche Menschen mit Lupus bemerken, dass sie sich schlechter konzentrieren können als vor der Erkrankung oder Dinge leichter vergessen. Psychische Erkrankungen wie Depression oder ein Fatigue-Syndrom können diese Symptome verstärken. Wenn du merkst, dass dein Denken oder deine Erinnerungsfähigkeit im Alltag deutlich beeinträchtigt ist, kann eine neuropsychologische Untersuchung helfen, die Ursachen zu erkennen und passende Unterstützung zu finden. Bei einer solchen neuropsychologischen Untersuchung werden z. B. das Kurz- und Langzeitgedächtnis, die Aufmerksamkeit und die Handlungsplanung getestet.

  • Aseptische Meningitis (nicht durch Bakterien verursachte Hirnhautentzündung)

    In seltenen Fällen löst der Lupus selbst oder eine Reaktion auf Medikamente eine Entzündung der Hirnhäute aus. Typische Anzeichen sind Kopfschmerzen, Nackensteife und Fieber. 
    Durch eine Untersuchung des Nervenwassers kann festgestellt werden, ob eine solche Entzündung vorliegt und was sie verursacht hat.

  • Störungen des peripheren Nervensystems

    Manchmal betrifft der Lupus nicht das Gehirn oder Rückenmark, sondern die Nerven in Armen und Beinen. Dann kann es zu Kribbeln, Brennen oder Taubheitsgefühlen kommen, oft an den Zehen oder Fingerspitzen beginnend. Diese sogenannten Polyneuropathien entwickeln sich meist langsam. Deshalb ist es wichtig, solche Veränderungen frühzeitig ärztlich abklären zu lassen. Sie können durch den Lupus selbst, aber auch als Nebenwirkung von Medikamenten entstehen.
    Die Entzündung sehr kleiner Nervenfasern, die sogenannte Small-Fiber-Neuropathie, kann ähnliche Missempfindungen verursachen.

  • Auswirkungen der Lupus-Behandlung

    Einige Medikamente, die bei Lupus eingesetzt werden, können selbst das Nervensystem beeinflussen oder Infektionen begünstigen. Wenn neue Beschwerden auftreten, etwa Kopfschmerzen, Kribbeln oder Schwäche, ist es wichtig, mit dem behandelnden Arzt/der behandelnden Ärztin zu besprechen, ob die Symptome mit der Therapie zusammenhängen könnten. Manche Symptome und Krankheitsbilder können sowohl durch den SLE als auch durch Medikamente hervorgerufen werden; z. B. steigt bei der Therapie mit Immunsuppressiva das Risiko für Infektionen mit Viren, Bakterien und Pilzen, die dann auch das Nervensystem befallen können.

Diese Warnsignale solltest du ernst nehmen und immer ärztlich abklären lassen:

  • neue oder plötzlich auftretende neurologische Beschwerden
  • akute Krampfanfälle, Lähmungen, Sehstörungen
  • deutliche Stimmungsschwankungen oder depressive Episoden

Diese Symptome bedeuten nicht automatisch, dass dein Lupus das Nervensystem betrifft – aber sie sind wichtige Warnsignale, die frühzeitig untersucht werden sollten. Mit einer rechtzeitigen Diagnose und einer passenden Behandlung lassen sich viele Beschwerden gut in den Griff bekommen.

Was eine Patientin berichtet: Eva, 40 Jahre

„Meine Lupus-Diagnose kam 2021 – zum Glück relativ schnell, denn Symptome und Blutparameter waren eindeutig, und ich hatte auch einen erfahrenen Rheumatologen an meiner Seite. Schwieriger war die neurologische Diagnostik. Ich bekam zuerst eine Small-Fiber-Neuropathie, später traten Krampfanfälle auf. Ich wusste damals noch nicht, dass epileptische Anfälle ganz unterschiedlich aussehen können. Die Anfälle treten immer in Serie auf. Und sie sind immer mit starker Fatigue verbunden, oft auch mit Schwindel und Bewusstseinstrübung, mehr oder weniger stark. Die Krampfanfälle sind in meinem Fall sicher das schwerste Lupus-Symptom und haben auch einen großen Einfluss auf mein Leben und meinen Alltag. Denn mit Epilepsie darf man kein Auto fahren, was für mich als Berufstätige mit zwei noch recht jungen Kindern eine schwere Einschränkung ist. Außerdem habe ich oft starke Kopf- und Muskelschmerzen nach den Krampfanfällen. Und es ist natürlich auch einfach verstörend, wenn der Körper plötzlich unkontrollierte Dinge macht. Aber ich habe gelernt, mit meiner Ärztin eng zusammenzuarbeiten. Schlafhygiene, Stressreduktion und regelmäßige Kontrollen sind für mich das A und O.“

Wie entsteht NPSLE?

Auf die Frage, warum sich Lupus auf das Nervensystem auswirkt, gibt nicht die eine Erklärung, denn die Ursachen sind vielfältig, und meist spielen mehrere Faktoren gleichzeitig eine Rolle. Im ärztlichen Gespräch und in der Untersuchung gilt es diese herauszufinden, denn davon hängt die Therapie ab.

Einige mögliche Ursachen sind:

  • Entzündungen

    Bild Kranke Frau liegt im Bett

    Bei Lupus können sich Blutgefäße entzünden, die für die Versorgung der Nerven zuständig sind. Wenn diese Gefäße durch die Entzündung verengt sind und weniger Blut transportieren, bekommen die Nerven nicht mehr genug Sauerstoff und Nährstoffe – sie reagieren empfindlich oder werden geschädigt.

  • Thrombosen (Blutgerinnsel)

    Bild Ein Gerinsel verstopft die Blutbahn

    Bei Lupus besteht die Gefahr, dass sich Blutgerinnsel bilden. Ist ein Gefäß blockiert, kann der von ihm versorgte Nerv in seiner Funktion beeinträchtigt werden. Ganz ähnlich ist es bei Thrombosen: Die Gefahr, dass sich Blutgerinnsel bilden, ist bei Lupus besonders hoch, wenn zusätzlich ein sogenanntes Antiphospholipid-Syndrom vorliegt. Dort können dann Thrombosen in Blutgefäßen auftreten, die die Nerven versorgen. Und wenn diese Blutgefäße ausfallen, dann leidet auch der Nerv.

  • Infektionen

    Bild Bei einer kranken Frau wird der Kopf geprüft

    Manche Therapien unterdrücken das Immunsystem, um die Entzündung zu bremsen. Dadurch wird der Körper aber anfälliger für Infektionen, die sich ebenfalls auf das Nervensystem auswirken können.

  • Medikamente

    Bild Dose mit Tabletten

    Medikamente wie etwa Kortison sind wichtige Bestandteile der Lupus-Behandlung, können aber Nebenwirkungen haben. So können z. B. Kortisonpräparate in seltenen Fällen Psychosen auslösen oder Stimmung und Wahrnehmung verändern. Auch manche Immunsuppressiva reizen die Nerven oder erhöhen das Risiko für Infektionen.

  • Gefäßverkalkung (Atherosklerose)

    Bild Blutbahnen

    Chronische Entzündungen im Körper können langfristig die Blutgefäße schädigen.
    Das verschlechtert die Durchblutung, und das wiederum wirkt sich auf die Versorgung der Nerven aus. Bei einem stark entzündlichen Lupus können solche Prozesse beschleunigt ablaufen.

Wie wird NPSLE untersucht?

Welche Untersuchungen sinnvoll sind, hängt immer von den individuellen Beschwerden ab. Deine Ärztinnen und Ärzte entscheiden gemeinsam mit dir, welche Schritte notwendig sind, um die Ursache deiner Symptome möglichst genau zu verstehen.

Am Anfang steht meist die Überprüfung der allgemeinen Lupus-Aktivität. Denn eine erhöhte Entzündungsaktivität kann nicht nur Gelenke oder Organe betreffen, sondern auch psychische Symptome wie Depressionen oder Konzentrationsstörungen auslösen. Zur Diagnose werden häufig Blutuntersuchungen durchgeführt, bei denen bestimmte Antikörper (z. B. Anti-dsDNA) und Komplementfaktoren gemessen werden. Sie geben Hinweise darauf, wie aktiv die Erkrankung derzeit ist.

Zudem werden die Marker für das Antiphospholipid-Syndrom gemessen: die Antikörper gegen Cardiolipin und Beta-2-Glykoprotein-1 sowie das Lupus-Antikoagulans.

Untersuchungen des Nervensystems

Wenn der Verdacht besteht, dass Lupus das zentrale oder periphere Nervensystem beeinflusst, können verschiedene weitere Untersuchungen notwendig sein. Typischerweise gehören dazu:

  • Magnetresonanztomografie (MRT)
    Sie ist das wichtigste bildgebende Verfahren, um mögliche Veränderungen im Gehirn oder Rückenmark sichtbar zu machen. So lassen sich z. B. Durchblutungsstörungen erkennen. Ein CT (Computertomogramm) reicht dafür meist nicht aus, weil es feinere Veränderungen nicht zuverlässig darstellen kann.
  • EEG (Hirnstrommessung)
    Ein EEG wird durchgeführt, wenn Krampfanfälle oder andere elektrische Störungen im Gehirn vermutet werden. Dabei werden Hirnströme gemessen, um auffällige Aktivitätsmuster zu erkennen und den Verlauf einer Behandlung zu beurteilen.
  • Messung der Nervenleitgeschwindigkeit
    Diese Untersuchung zeigt, wie gut deine Nerven Reize weiterleiten. Sie ist hilfreich, wenn du z. B. unter Taubheitsgefühlen, Kribbeln oder Muskelschwäche leidest. Dabei wird ein elektrischer Reiz über auf die Haut geklebte Elektroden verabreicht und gemessen, wie schnell der Reiz weitergeleitet. Wenn die Weiterleitung verzögert erfolgt, weist das auf eine Schädigung der peripheren Nerven hin.
  • Lumbalpunktion (Untersuchung des Nervenwassers)
    Hierbei wird etwas Nervenwasser aus dem Wirbelkanal im unteren Rückenbereich entnommen. Durch die Untersuchung des Nervenwassers (Liquor) kann festgestellt werden, ob eine Entzündung im Gehirn oder Rückenmark vorliegt und welche Ursachen, wie z. B. eine Infektion im ZNS, dafür infrage kommen oder ausgeschlossen werden können. Wenn eine Entzündung besteht, sind die Abwehrzellen bzw. die Leukozyten im Nervenwasser deutlich erhöht, vor allem bei bakteriellen Infektionen. Ein erhöhter Eiweißgehalt kann auf Schädigungen oder eine Reizung der Nerven hinweisen, wie sie etwa bei Störungen des peripheren Nervensystems vorkommen, die sich durch Kribbeln, Taubheit und/oder Schmerzen äußern. 
     

Wie wird NPSLE behandelt?

Arzt diskutiert mit Frau

Die Behandlung einer neuropsychiatrischen Beteiligung bei Lupus (NPSLE) hängt immer davon ab, welche Ursache hinter den Symptomen steckt. Wichtig ist, dass du gemeinsam mit deiner Ärztin oder deinem Arzt einen individuellen Behandlungsplan entwickelst – denn NPSLE kann sich bei jeder Person anders äußern und anders verlaufen.

  • Wenn Entzündungen die Ursache sind

    Sind die Beschwerden durch eine Entzündung bedingt, wird die Lupus-Therapie in der Regel vorübergehend hochgefahren. In diesem Fall werden häufig entzündungshemmende Medikamente wie Kortison in höherer Dosierung eingesetzt. Manchmal kommen zusätzlich sogenannte Immunsuppressiva und/oder Biologika zum Einsatz, um die Entzündung dauerhaft zu stoppen. Anschließend wird die Dosis wieder schrittweise reduziert. Eine zusätzliche Basistherapie mit Hydroxychloroquin kann helfen, die Krankheitsaktivität insgesamt zu dämpfen.

  • Wenn Blutgerinnsel (Thrombosen) die Ursache sind

    Werden Gefäßverschlüsse oder Durchblutungsstörungen festgestellt, steht die Blutverdünnung im Mittelpunkt der Behandlung. Gerinnungshemmende Medikamente wie Marcumar sorgen dafür, dass das Blut dünnflüssig bleibt und neue Thrombosen vermieden werden.

  • Wenn eine Infektion vorliegt

    Manchmal können Infektionen ähnliche Beschwerden auslösen wie der Lupus oder bestehende Symptome verschlechtern. In diesem Fall werden gezielt Antibiotika oder antivirale Medikamente eingesetzt, um die Infektion zu bekämpfen und das Nervensystem zu entlasten.

    In seltenen, besonders schweren Fällen kann auch eine Blutwäsche (Plasmapherese) notwendig sein, um entzündungsfördernde Stoffe aus dem Blut zu entfernen.

Icon Lupuscheck Glühbirne

Gute Nachrichten: Die meisten NPSLE-Formen lassen sich heute gut behandeln, und viele Symptome bessern sich im Verlauf der Behandlung deutlich: „Man braucht, wenn man einen Neurolupus hat, nicht in Panik zu verfallen. Die meisten Formen können wir sehr gut behandeln – und auch kognitive Störungen oder Depressionen bessern sich häufig mit der Zeit.Prof. Dr. Torsten Witte, Leiter der Klinik für Rheumatologie und Immunologie der Medizinischen Hochschule Hannover. 

Ein neuropsychiatrischer Lupus kann das Leben ganz schön durcheinanderbringen. Wichtig ist, sich selbst Zeit zu geben und anzuerkennen, dass es in manchen Phasen leichter und in anderen schwieriger ist. Jede kleine Verbesserung ist ein Fortschritt. Betroffene sollten gut auf sich achten: Ausreichend Ruhe, gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung im eigenen Tempo und der Austausch mit anderen Betroffenen können Körper und Seele stärken.

Evas Tipp: 

„Was ich aus meiner Geschichte gelernt habe und gerne allen Lupis da draußen mitgeben würde, egal, ob ihr jetzt einen Neurolupus habt oder eine andere Form von Lupus: Informiert euch gut über eure Erkrankung, und werdet zu Experten, denn das ermöglicht euch immer ein Gespräch auf Augenhöhe mit euren Ärzten und schafft eine vertrauensvolle Zusammenarbeit.“

Podcast-Tipp: In der Podcast-Folge Neurologische Manifestationen bei Lupus – erkennen und verstehen erfährst du, wie sich Lupus auf das Nervensystem auswirken kann. Jetzt auf Lupuscheck.de oder in deiner Podcast-App anhören.

Wir bedanken uns bei Prof. Dr. Torsten Witte (Direktor der Klinik für Rheumatologie und Immunologie, Medizinische Hochschule Hannover) für die Unterstützung beim Verfassen dieses Kapitels.

NP-DE-LPU-WCNT-250054, November 2025

Die LupusCheck-Expert*innen

Das LupusCheck Expertenteam

Dr. med. Johanna Mucke
Oberärztin,
Rheumazentrum Ruhrgebiet, Herne

Das LupusCheck Expertenteam

PD Dr. med. Johannes Knitza
Oberarzt,
Universitätsklinikum Gießen & Marburg

Das LupusCheck Expertenteam

Dr. Carolin Tillmann
Institut für Erziehungswissenschaft
Arbeitsbereich Sozial- und
Rehabilitationspädagogik,
Philipps-Universität Marburg

Das LupusCheck Expertenteam

PD Dr. med. Martin Krusche
Oberarzt,
Universitätsklinikum 
Hamburg-Eppendorf
 

Das LupusCheck Expertenteam

Prof. Dr. med. Julia Weinmann-Menke
Leiterin des Schwerpunkts Nephrologie
und Nierentransplantation,
Johannes Gutenberg-Universität Mainz